Dienstag, 26. November 2013

Hundehandel

In weniger als einem Monat ist Weihnachten und auch dieses Jahr gilt: Tiere gehören nicht unter den Weihnachtsbaum - erst recht nicht solche aus illegalem Tierhandel. In der Schweiz wird zwar mit dem neuen Tierseuchengesetz der Hausierhandel ab dem 1. Mai 2014 verboten, kriminelle Anbieter lassen sich davon aber sicher auch in Zukunft wenig beeindrucken. Und leider wollen immer noch zu viele Leute jetzt sofort einen möglichst billigen Welpen haben. :-(


Irgendwo in einer Kleintierpraxis. Es war mein erster Tag dort und ich hatte auch gleich schon Notfalldienst. Gegen elf Uhr abends kommt eine Frau und ihre Tochter mit ihrem Malteser-Welpen vorbei. Sie haben die Hündin erst seit drei Tagen, seit heute Morgen erbrecht sie und hat Durchfall. Der Impfausweis stammt ganz offensichtlich aus Osteuropa. Sie scheint gegen Tollwut geimpft zu sein.
Wegen des Flüssigkeitsverlusts ist sie sehr schwach und befindet sich bereits in einem fortschgeschrittenen Schockstadium. Wir beginnen sofort mit der Therapie. Doch wir kommen zu spät; der Welpe stirbt uns unter den Händen weg. :-( Erst jetzt kommen wir dazu, einen Blick auf den routinemässig gemachten Schnelltest zu machen: Parvovirose positiv. Mein erster Parvo-Fall, dabei hatte ich das Gefühl, dass die Krankheit kaum mehr in der Schweiz vorkommt...
Den Rest der Nacht verbringen wir damit, den Bahandlungsraum zu putzen und akribisch genau zu desinfizieren. Zum Glück steht uns noch ein zweiter Behandlungsraum zur Verfügung.  
In Tierinseraten auf verschiedenen Plattformen findet man hunderte von Hundeinseraten. Da ist es jeweils gar nicht so einfach Welpenhändler von seriösen Anbietern zu unterscheiden (naja, wirklich seriöse Anbieter werden kaum auf so einer Seite ihre Tiere anbieten). Auf die Sprache kann man nicht unbedingt gehen, oft ist das Deutsch sehr gut. Meistens wird sogar eine inländische Telefonnummer angegeben. Wenn man dann genau schaut, hat der gleiche Anbieter Inserate für verschiedene Rassen aufgeschaltet (es ist wohl gar nicht so einfach, gleichzeitig vier verschiedene Würfe "liebevoll" aufzuziehen...).
Als der Schweizerische Tierschutz letztes Jahr Tierinserate analysiert hat, waren mickrige 11% davon seriös! Eine Überprüfung hat dieses Jahr stattgefunden, die Resultate sind leider noch nicht veröffentlicht worden.

Zwei verschiedene Inserate für "super süsse kleinbleibende Knuffelchen" mit dem genau gleichen Text... Der rechte Welpe sollte laut Beschreibung ein Black Tricolor sein. Ähm ja.

Eine Besichtigung ist oft möglich. Falls man dann auch noch andere Welpen zu Gesicht bekommt, sind es meistens verschiedene Rassen oder Welpen unterschiedlichen Alters (also keine Wurfgeschwister). Entweder ist die Mutterhündin zur Zeit gerade nicht da oder ein anderer Hund wird als Muttertier vorgestellt. In der Regel hat der Welpe einen EU-Pass, weitere Ausweise werden aber nicht gezeigt.



Im Ursprungsland wurden die Welpen unter miserablen Bedingungen aufgezogen. Die Zuchthündinnen müssen zwei Würfe pro Jahr produzieren. Oft werden sie in Kellerräumen oder alten Tierställen gehalten. Sie müssen ihre Leistung erzielen, werden aber nicht bedürfnisgerecht gefüttert. Sie sind schwach, krank und verwurmt, da sie nie einen Tierarzt von Nahem sehen.

Die Welpen werden viel zu früh von der Mutter getrennt. Je kleiner sie sind, desto grösser ist der Jööö-Effekt. Wegen dieser Aufzuchtbedingungen ist das Immunsystem oft schwach, in der Folge sind sehr anfällig auf Krankheiten. Einmal abgesehen davon, dass sie Krankheiten haben können, die für den Menschen und andere Hunde sehr gefährlich werden können (wie zum Beispiel Tollwut, Parvovirose) überschreiten die Tierarztkosten schnell einmal den Kaufpreis und der Welpe stirbt dann sowieso. Und falls der Welpe körperlich gesund sein sollte, hat er dafür eine Verhaltensstörung, weil er nicht sozialisiert wurde und fünf Wochen lang nur sein verdrecktes Kellerabteil gesehen hat.

Vor fünf Jahren hat der Kassensturz eine kurze Reportage darüber gezeigt. Es ist leider immer noch aktuell:



Bei den sogenannten "Kamerun-Inseraten" läuft es etwas anders. Es handelt sich hierbei nicht um echte Tierinserate. Als Anhaltspunkt: Das Deutsch ist meistens schlecht und ganz offensichtlich von einer Übersetzungsmaschine übersetzt worden. Hier muss man vorauszahlen... und warten... und nochmals zahlen... und wieder warten... und nochmals zahlen und dann wird aber der Hund "ganz sicher bis nächste Woche" geliefert. Den ach so süssen Welpen sieht man aber ganz sicher nie....

 

Drei Wochen später: Mutter und Tochter vom ersten Notfalldienst stehen mit ihrem neuen Maltesterwelpen in der Praxis, diesmal nur für die reguläre Impfung. Sie erzählen, dass sie diesmal ins Ausland zu einem Züchter gefahren sind. Sie würden jetzt keiner Übergabe auf einem Parkplatz mehr zustimmen... Die kleine Hündin ist noch etwas scheu, scheint aber sonst gesund zu sein. Ich hoffe, dass sie ihren Haltern noch lange erhalten bleibt! 


3 Kommentare:

  1. Hehe ja, die Tasse scheint einfach nicht so männerkompatibel zu sein ;)

    Genau, das Bild ist selbstgemacht mit diesen Brushes: http://redheadstock.deviantart.com/art/Animal-Tracks-PS-Brushes-42229247

    Liebe Grüße!

    Vera

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  2. ganz en interessante Post!!!!
    Danke!!!
    glg

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  3. Toller Post :) aber ich habe selber einen Hund und bin auch der Meinung, dass Hunde kein Spielzeug sind.
    Viele Grüße
    Http://bowsandfairytales.blogspot.de

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